Revitalisierung mit Know-How: Die denkmalgerechte Transformation der Kühlhalle am Alten Schlachthof Worms
Mit der behutsamen Sanierung der historischen Kühlhalle im Zentrum des ehemaligen Wormser Schlachthofgeländes wird ein außergewöhnliches Industriedenkmal einer neuen Nutzung zugeführt. Im Mittelpunkt der Projektentwicklung steht der sensible Umgang mit der baulichen Substanz – allen voran das originale Dachtragwerk, ein Meisterwerk industrieller Ingenieurskunst aus dem frühen 20. Jahrhundert.
1. Die Kühlhalle – ein Baudenkmal als Raumskulptur
Die 1912 errichtete Kühlhalle des alten Schlachthofs Worms zählt zu den prägenden Bauten des Ensembles. Ihre Besonderheit liegt im stützenfreien Innenraum, überspannt von einem Holz-Fachwerk, das den bis zu zehn Meter hohe Giebel trägt. Das historische Gebälk, mit genieteten Fachwerkträgern und originalen Hängesystemen, wurde aufwendig freigelegt, gesichert und in die neue Raumkonzeption integriert.
Die restaurierten Oberlichter dokumentieren eindrucksvoll die Bauweise einer Zeit, in der Funktion und Ästhetik noch unmittelbar miteinander verbunden waren. Gerade dieser konstruktive Reichtum bildet heute das atmosphärische Rückgrat der neuen Nutzung.
2. Neue Nutzungsschichten – ohne Verlust der Authentizität
Im Sinne eines minimal-invasiven Eingriffs wurden alle neuen Bauelemente – Seminar- und Verkaufsräume, Bürolofts, Gastronomiebereiche – als eigenständige Strukturen in das bestehende Dach eingefügt, ohne das historische Tragwerk zu berühren.
3. Denkmalpflege und Nachhaltigkeit als Leitlinie
Die Restaurierung folgte einem doppelten Anspruch: größtmöglicher Erhalt historischer Substanz bei gleichzeitiger Ertüchtigung für eine nachhaltige, CO₂-neutrale Nutzung. Dach und Hülle wurden energetisch optimiert, die Heiz- und Kühltechnik erfolgt geothermisch unterstützt. Eingriffe in die Bausubstanz wurden auf das Notwendigste reduziert – sichtbar bleibt der industrielle Charakter des Originals.
4. Teil eines größeren Ganzen
Die Kühlhalle bildet gemeinsam mit Eisfabrik, Verbindungshalle und Wasserturm das neue Zentrum eines multifunktionalen Quartiers. Doch sie bewahrt ihre Eigenständigkeit als historisch bedeutsamster Raum – als Büro für modernes Arbeiten.
Fazit:
Die Revitalisierung der Kühlhalle setzt ein architektonisches Ausrufezeichen: Sie zeigt, wie man mit Respekt vor der Konstruktion, mit Kenntnis denkmalpflegerischer Prinzipien und mit architektonischer Präzision ein geschichtsträchtiges Industriegebäude nicht nur bewahrt, sondern für kommende Generationen neu auflädt. Für die Klassikprojekt-Praxis ein exemplarisches Beispiel: So kann Baugeschichte Zukunft ermöglichen.
MATADERO – Alter Schlachthof Worms
Projektentwicklung: Klassikprojekt
Architekt: Lengfeld & Wilisch















